Schon die Phönizier pflanzten hier um 1100 v. Chr. erste Reben; unter römischer Ägide nahm der Anbau weiter zu, leicht ausgebremst dann unter maurischer Herrschaft, bis sich ab dem Mittelalter die Rebstöcke ihren Weg buchstäblich in jeden Winkel des Landes bahnten.
Heute gilt Spanien vielen als gleichbedeutend mit satten, kräftigen Rotweinen, und hier müssen wir natürlich zuerst über DIE große rote Rebsorte Spaniens sprechen: Tempranillo! Unbestritten ist sie der Star am spanischen Weinhimmel und zeigt sich in immer neuem Gewand, abhängig vom Weinberg, vom Ausbau oder von der Lagerung. Regionen wie die Rioja, Ribera del Duero, aber auch Toro sind führend in der Qualität, was zum einen an den geologischen und klimatischen Voraussetzungen liegt, aber auch geschichtlich bedingt ist. Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Reblaus in Bordeaux wütete, zog es viele Bordelaiser Winzer nach Spanien; sie hatten Barriques im Gepäck, und schon bald waren diese aus der Rioja nicht mehr wegzudenken. Politische Turbulenzen sorgten dann allerdings dafür, dass die Spanier es vorzogen, amerikanische Eiche aus ihren Ex-Kolonien zu verwenden – so kam es, dass wir heute auch immer noch vermehrt dieses Holz im Norden Spaniens beim Weinausbau vorfinden.
Noch vor einigen Jahren war es üblich, Weine anhand ihrer Lagerdauer zu klassifizieren, und auch heute noch finden sich Begriffe wie Crianza oder Gran Reserva auf den Flaschen. Inzwischen jedoch gibt es mehr und mehr Winzer, allen voran z.B. Telmo Rodriguez, der einen anderen Weg geht. Für ihn sind die einzelnen Parzellen und Weinberge von höchster Wichtigkeit, weshalb er diese auch separat vinifiziert und abfüllt. Weine entstehen, die den Lagencharakter in Perfektion wiedergeben, die langlebig sind und ungeheures Potential haben. Die Rioja liegt zum Teil noch in Gebirgslandschaft und die Weine glänzen mit Eleganz und Grip; die DO Toro dagegen befindet sich schon weit im Landesinneren, wo es deutlich wärmer und trockener ist, weshalb die Weine hier etwas dunkler und schwerer wirken. Ribera del Duero ist ein riesiges Plateau auf fast 1000 m Höhe; die hohen Unterschiede in der Tag- und Nachttemperatur bringen Weine mit klarer Frucht und vollem Körper hervor.
Doch wer nun denkt, es handele sich bei spanischem Wein immer nur um Tempranillo, der hat weit gefehlt!
Regionen wie Priorat und Montsant, die sich noch eng an die Pyrenäen schmiegen, liefern oft tiefdunkle, tintenschwarze Weine mit der Hauptrebsorte Garnatxa, ergänzt von Cariñena. Aus diesen Reben entstehen in Verbindung mit Granit und Schiefer Weine, die an das Roussillon erinnern: dunkel, dicht, mit „brooding energy“ und äußerst langlebig. Im Süden Spaniens, bei Valencia, beherrscht Monastrell die roten Cuvées. Eine Rebsorte, die perfekt an ein heißes und trockenes Klima angepasst ist und sehr tanninbetonte, doch auch sehr kräutrige Weine hervorbringt. Kennern ist diese Traube bestimmt als Mourvèdre geläufig, die in manch großen Weinen aus Châteauneuf-du-Pape den Ton angibt. Im Nordosten, näher der Küste von Galizien, ist das Klima kühler und für spanische Verhältnisse auch ziemlich reich an Niederschlag. Hier finden sich zarte rote Sorten wie z.B. Mencia, die mit burgundischer Finesse und Eleganz bezaubern.
Hier in Galizien ist auch die Hochburg für unheimlich mineralische Weißweine, die auf der Basis von Albariño oder Godello entstehen. Salzig, frisch, lebendig, bringt einen so ein Tropfen ganz schnell in Urlaubslaune und ans Meer! Doch auch die Küstenregionen bei Barcelona profitieren von der Nähe zum Meer, ist hier das Klima doch immer etwas kühler als im Landesinneren; Cava, heutzutage teilweise wirklich auf Augenhöhe mit den besten Champagner, ist hier das Getränk der Wahl. Wenn wir ein wenig im katalanischen Kulturraum bleiben, wollen wir auch unbedingt die Balearen, genauer gesagt Mallorca, nicht vergessen: Hier haben sich autochtone Rebsorten wie z.B. Callet oder Manto Negro behaupten können und liefern eine ganz eigene Stilistik. Ein wenig purpurfarben, mit angenehmer Frische und, je nach Ausbau, mit mehr oder weniger Dichte auch vom Holz, und griffigen, doch feinen Tanninen, sind das perfekte Essensbegleiter, die es längst auf internationale Weinkarten geschafft haben.
Unerreicht sind auch die verstärkten Weine Spaniens: allen voran Sherry; versatil, von leicht salzig und trocken bis hin zu üppig-süßen Tropfen. Aber auch Málaga oder ein Wein aus Montilla-Moriles bezaubern mit süßen und gleichzeitig nussigen Noten.
Spanien hat viel zu bieten – tauchen Sie ein!